Freitag der 13. - Der Glückstag

Im September fiel der Friday Night Blitz Clash auf einen 13. Manche würden behaupten, dies ist ein Unglückstag, ich bin da anderer Ansicht. Lustigerweise scheint die verbreitete Furcht vor diesem Tag dazu zu führen, dass weniger Unglücke passieren als an allen anderen Tagen, einfach da sich einige mit größerer Vorsicht als sonst durch den Tag bewegen. Zu unserem Glück hielten es genügend Schachspieler nicht wie Goethe, der einfach im Bett blieb, sondern rüsteten sich für den Kampf im Lister Turm. Erneut waren es 12 Teilnehmer, da sind wir sehr konsequent (nur die erste Auflage enttäuschte hier mit 11 Spielern). Einen neuen Rekord an Gastmitspielern konnten wir nebenbei auch aufstellen, es waren deren drei!
 

Die jungen Gäste
Die beiden jüngeren Gäste Jan Pubantz und Sreyas Ayyappat, die sich dem Haifischbecken stellten


Wer fehlte war unser Megalodon Ilja, was zum einen eine gute Chance für die anderen darstellte und zum anderen von vorne herein die Möglichkeit eines Hattricks verhinderte, womit der Pokal weiterhin ein Wanderpokal bleiben kann. Dank weiterer Fehlender (Lukas, Torben) fiel diesmal der Durchschnitt im Vergleich zu vorherigen Auflagen etwas ab, gefährlich waren alle Anwesenden aber zweifellos. Standen bei der letzten Zusammenfassung noch Fehler und weitere Missgeschicke im Zentrum, soll es diesmal etwas weniger um Schwächen und Leiden gehen, dafür mehr um meinen Weg. Trotzdem geht nichts ohne den Anfang des Turnieres: Dennes, bislang sehr konstant als Zweiter in jedem Turnier unterwegs, unterstrich seine Ambitionen gleich in Runde 1 mit einem Sieg über Tobias, während es bei mir zwar ebenfalls mit einem Sieg losging, aber wie! Die Eröffnung hätte kaum besser laufen können und so hatte ich nach recht kurzer Spielzeit die folgende Gewinnstellung auf dem Brett:

Hampel - Virag:
 

Schwarz steht auf Verlust
Als letztes hatte Schwarz 12...h6? gespielt, was in bereits sehr schlechter Stellung einen taktischen Schlag erlaubt


Hier muss man nicht mal opfern, 13.Lxh6 gewinnt einfach einen Bauern, da dieser wegen Dg6+ gefolgt von Matt nicht anzurühren war. Bauer mehr, dazu noch den Angriff, was kann da schon schief laufen? Die einfache Antwort: vieles! Ein paar Züge spielte ich noch gut, doch dann ließ ich Attila zuerst in ein Endspiel entkommen, dann misshandelte ich es solange, bis der Vorteil verschwunden war. An einem anderen Tag hätte ich da vielleicht nichts mehr erreicht und das Turnier wäre anders verlaufen. Doch Freitag, der 13. ist ja der Glückstag (oder nur mein Glückstag?) und so konnte ich am Ende dieses schöne Mattbild aufs Brett bringen:
 

Matt!


In der Folge legten sowohl Dennes, Tobias, als auch ich eine längere Siegesserie hin, bei der mir folgende schöne Taktik gegen einen unserer Gäste gelang:

Hampel - Bräutigam:
 

Weiß zieht und gewinnt
Schwarz hatte gerade Lc5 gezogen, was sowohl den Sa7, als auch den Bauern f2 angreift. Hat Weiß nicht ein Problem? Nein! Was rettet ihn nicht nur, sondern entscheidet auch sofort die Partie?


So gerne ich mir hier auch die Lorbeeren umlegen möchte: bei obiger Taktik handelte es sich nicht um eine diabolische Falle, die ich bereits im Voraus geplant hatte, sondern um eine glückliche Fügung. Nach dieser Partie überlebte ich auch den Siegerschreck Jens, trotz zwischenzeitlichen Ungemachs und im Anschluss bot sich mir auch gegen Frank wieder eine Gelegenheit:

Hampel - Buchenau:
 

Nett, aber nebenlösig
Ein schönes Beispiel für einen Zwischenzug, obwohl die Stellung leider nebenlösig ist. Weiß am Zug kann einen Bauern gewinnen.


Hier sah ich die Abwicklung 1.e5 (greift den Ta8 an) Ta7 2.exf6 Txe2 3.fxg7+ (Zwischenzug) Kxg7 4.Lxe2 und Weiß hat einen Bauern gewonnen. Auch wenn dies sicherlich gut ist, so liegt der wahre Trumpf des Weißen in seinem Freibauern auf der a-Linie, der dann auch im Folgenden entscheidend zum Sieg beitrug. Mit den daraus resultierenden 5/5 lag ich zwar an der Spitze, doch fühlte ich den heißen Atem von Dennes (einen halben Punkt dahinter, mit dem Remis gegen Martin) und Tobias (einen Punkt dahinter). In der nächsten Runde ging es gegen Martin, der traditionell stark spielt beim Friday Night Blitz Clash und der traditionell gegen mich einen Partieteil hat, wo er auf Verlust steht. So auch diesmal, doch genauso traditionell spielt Martin immer stark und einfallsreich, was in bester Tradition dazu führte, dass ich nicht gewann. Wenigstens ging ich dieses Mal nicht Matt und mit dem Remis war ich im Nachhinein doch sehr zufrieden.

In Runde 8 kam es dann zum Duell der Tabellenführer mit Dennes. Zu meiner großen Freude hatte die Auslosung es gut mit mir gemeint und ich bekam in sechs der elf Partien Weiß, unter anderem auch gegen Dennes. Es wurde spannend und die Begegnung könnte Erinnerungen an den Vormonat wecken, betrachtet man die gegenseitigen Geschenke in Zeitnot. Doch leider versagt hier meine Erinnerung, ich weiß nur noch, dass nach beiderseitiger langer Rochade (ich mit einer Königswanderung) mein Raumvorteil irgendwann in einem Qualitätsgewinn mündete, die ich dann verwerten konnte. Durchatmen ging trotzdem nicht, denn Tobias legte tatsächlich eine Siegesserie von acht(!) Partien in Folge hin.

Gespannt war ich auf jeden Fall auch auf die Begegnung mit Sreyas, der mit seinen 11 Jahren bereits eine Zahl von über 2000 aufweist. Seine Gefährlichkeit ließ er auch an verschiedenen Punkten während unserer Partie aufblitzen, doch nach einem etwas zu schnellen Beginn der zu einem Bauernverlust führte, war seine kreative Verteidigung nicht von Erfolg gekrönt. Damit war es dann angerichtet für die Entscheidungspartie gegen Tobias. Erneut Weiß, an diesem Freitag lief einfach alles. Die Eröffnung war ein durschlagender Erfolg, sowohl auf der Uhr, als auch auf dem Brett. Besser und besser wurde die Stellung, doch dann kommt irgendwann einmal der Punkt, wo man den Sack zu machen muss. Der war zum Beispiel hier:

Hampel - Vöge, nach 23...Db6:
 

Möglichkeit 1
Viele Wege führen nach Rom, über Umwege sogar meiner. Doch gleich drei stechen hervor, zwei ruhigere und ein endgültiger, welche?

Ist die Stellung gut genug, kann man sich auch mal ein bisschen mehr leisten, daher ging mein Vorteil nie ganz verloren. Kurz darauf bot sich die nächste Gelegenheit:

Hampel - Vöge, nach 29...Txe7:
 

Möglichkeit 2
Es sieht schon so aus, als ob Schwarz hier Matt gehen müsste. Der Rechner spuckt bereits ein Matt in 10 aus (wenn Schwarz es durch Materialverluste aufhält). Was ist der entscheidende Zug?


Tobias saß schon kopfschüttelnd da, doch ich zeigte Nerven, verbriet meinen ganzen Zeitvorsprung und fand den Sieg trotzdem nicht. Technische Schwierigkeiten hätten noch auf mich gewartet, doch nach einem Bauernraub gewann ich dann doch noch vorzeitig, fast schon zufällig, denn mir war nicht einmal klar, dass ich seine Dame gewinne. Kein schöner Abschluss, aber den Friday Night Blitz Clash gewinnt man auch nicht alle Tage...
Mit Hängen und Würgen gewann ich dann auch noch gegen Uwe und erzielte nach Punkten das beste Ergebnis bisher, es war einfach mein Tag!

Dennes kann einem fast schon leid tun, viermal angetreten, viermal Zweiter geworden, er nahm es aber mit Humor und wird sicherlich hochmotiviert sein, beim nächsten Mal ganz oben zu stehen. Tobias fiel trotz der starken Aufholjagd noch auf den dritten Platz zurück, dafür hat er so zum ersten Mal einen alleinigen Podiumsplatz! Auch wenn es leider nicht für ein Foto während des Turniers gereicht hat, wenigstens haben wir ein Foto von der Siegerehrung:
 

Das Podium

 

Statistik hat Torben ja für das erste Quartal betrieben, dieses Mal sei nur erwähnt, dass gleich fünf Spieler kein einziges Remis gespielt haben, darunter Mike Bräutigam, der als Gast mit dem 5. Platz ein Rekordergebnis erzielt hat! Sreyas musste noch Lehrgeld bezahlen, trotzdem reichten zwei Siege um die rote Laterne abzugeben. Eine weitere Besonderheit: es gab keinen einzigen geteilten Platz! Inzwischen finden sich unter Turniere -> Friday Night Blitz Clash die einzelnen Abschlusstabellen der Monate und eine Auflistung aller Ergebnisse, doch die gute originale Kreuztabelle darf natürlich trotzdem nicht fehlen:
 

Originale Kreuztabelle

 

Lösungen zu den Fragen:

1) Hampel - Bräutigam: 1.Lxe4 Sxe4 (sonst ist der Lc5 weg) 2.Dxc5! und der Läufer ist doch weg, da der Se4 gefesselt ist (Sxc5 3.Txe8#)

2) Hampel - Vöge, Teil 1: Sinnvolle prophylaktische Züge wären 24.Lb1 (bereitet zum Beispiel die Dame/Läufer-Batterie auf der Diagonale b1-h7 vor) oder 24.Kh1, was den Te3 entfesselt. Entscheidender ist aber 24.Lxg6!! Kxg6 25.Tg3+ Kh7/h6 26.Kh1! und der König ist nicht gut zu verteidigen. Weniger überzeugend ist der Partiezug 24.e7, der nichts droht.

3) Hampel - Vöge, Teil 2: Vieles gewinnt, unter anderem der Partiezug 30.Tgf6+ (Ke8 und jetzt korrekt 31.De2!), aber am schnellsten ist 30.Dc3, was entscheidend Dg7+ droht. nach 30...Txe6 31.Dg7+ wird Schwarz Matt: 31...Ke8 32.Txe6+ Kd8 33.De7#

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